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Donnerstag, 10. Februar 2011

Carretera Austral - 21.12.2010 bis 13.01.2011

Entlang einer Traumstrasse im Sueden Chiles

Reiseroute: Villa Santa Lucia - Puzuhuapi - P.N. Queulat -  Lago de Los Torres - Manihuales - Coyhaique - Reservas Nacional Cerro Castillo - Villa Cerro Castillo - Laguna Cofre - Puerto Rio Tranquilo - Lago Bertrand - Cochrane - Tal des Rio Baker - Puerto Yungay / Rio Bravo (40 km vor Villa O Higgins) -  Villa O Higgins

Als wir an einem Dezemberabend im Jahr 2006 einen Diavortrag zweier Reiseradler ueber ihre Radtour entlang der Carretera Austral sehen, hat es uns sofort gepackt. Die Bilder und Berichte haben uns so fasziniert, dass klar war: "Das wollen wir auch erleben!" Vier Jahre spaeter ist es dann endlich so weit. Am Abend des 21. Dezember 2010 erreichen wir mit Villa Santa Lucia die bei Reiseradlern beruehmt beruechtigte Carretera Austral.
Der Diktator Augusto Pinochet liess diese Strasse 1976 bauen, um die Orte im weitgehend unerschlossenen Sueden Chiles mit dem Rest des Landes zu verbinden. Entstanden ist eine ca. 1200 km lange, groesstenteils  noch unasphaltierte, Schotterpiste durch den chilenischen Regenwald. Die Strasse fuehrt durch eine grandiose Gebirgslandschaft mit Gletschern, vorbei an schneebedeckten Bergen, Baechen, Fluessen, unzaehligen Wasserfaellen und Seen sowie Fjorden. Der Verlauf der Carretera Austral ist zwischen den Fjorden des Pazifiks und den suedlichen Auslaeufern der Anden sehr kurvenreich. Dicht bewachsener Urwald saeumt immer wieder die Strasse.

Villa Santa Lucia! Ein klangvoller Name. In unserer Phantasie malten wir uns aus, nach unserer Ankunft, in einer Bar mit einem Bier das Erreichen der Carretera Austral zu feiern. In der Realitaet empfaengt uns ein  trostloses und heruntergekommenes Dorf mit zurueckhaltenden Menschen. Bier ist im ganzen Ort nicht zu bekommen, da kein Laden eine Lizenz zum Alkoholverkauf hat. Restaurant, Cafe oder Bar existierten nicht. Unsere erste Nacht an der Carretera Austral verbringen wir am Fluss etwas abseits des Dorfes.

Die Routa 7 begruesst uns am naechsten Tag mit wechselhaftem Wetter. Bis Puyuhuapi sind es ca. 140 km. Dort wollen wir einige Tage bleiben um Weihnachten zu feiern.

Pinochet-Denkmal in La Junta.

Am Strassenrand findet man immer wieder die unglaublich grossen Blatter der Nalca-Pflanze. Sie aehnelt unserem Rababer und wird deshalb auch Riesenrababer oder Mammutblatt genannt. Die Stiele sind mit kleinen Dornen bestueckt und essbar.

Der Verlauf der Carretera Austral ist stets kurvenreich. Unterwegs trifft man hier immer wieder auf Gleichgesinnte.

Tankstelle in Puyuhuapi. So beschaulich kann Tanken sein! Der Ort wurde 1935 von vier Sudetendeutschen gegruendet, die sich im damals noch unerforschten patagnishen Urwald am Ende des Fjordes niederliessen, da die geogafischen und klimaischen Bedingungen kaum von dem ihres Heimatortes abwichen.  

Die Tochter einer der Pioniere betreibt in Puyuhuapi ein Hostal. Deutschsprechend verbringen wir hier schoene Weihnachtsfeiertage mit Anna und Tino aus Dresden. Aus dem was der kleine Tante-Emma-Laden zu bieten hat, zaubern wir ein grandioses Festmahl. Es gibt Lamm, Kartoffeln und Karottengemuese a la Tino, nach einem Geheimrezept seiner Mutter, mit Honig und Mandeln.


Wir wollen uns ein paar Tage gemeinsam durch den bezaubernden Urwald "kaempfen". Leider gelingt uns das aufgrund eines heftigen Regenfalles nicht und wir verlieren einander auf der Strecke. Schade, waere schoen gewesen!


Nass bis auf die Unterwaesche schlagen wir in stroemendem Regen auf  der Passhoehe unser Zelt auf. Auch den folgenden Tag verbringen wir wegen Dauerregen mit ein paar Plaetzchen und Wasser im Zelt.

Der naechste Tag begruesst uns dann wieder mit bestem Sonntagswetter.


Fortwaehrend auf und ab gelangt man von einem Flusstal ins naechste.


Ein Nachteil des schoenen Wetters sind die riesigen Staubwolken, die von vorbeifahrenden Autos erzeugt und von uns notgedrungen inhaliert werden.

Ausblicke wie in den Alpen.

Aufgrund des groben Schotters bewegen wir uns haeufig nur sehr langsam vorwaerts.


Auf den wenig asphaltierten Streckenabschnitten hat man das Gefuehl ueber den Untergrund zu fliegen. 


Stets nur sehr wenige Kuehe und Rinder auf riesigen Weiden. Das schmeckt man ; )!

Entlang der Carretera Austral gibt es immer wieder wundervolle Campingmoeglichkeiten. Es ist ein schoenes Gefuehl, sich ganz autark fortzubewegen, alles dabei zu haben, um zu halten wo es einem gefaellt.
Bluetenmmeer!

Blick auf Coihaique, die groesste Stadt an der Carretera Austral (45000 Einwohner).

Vom Fenster unserer Unterkunft koennen wir die Silvesterfeier der Nachbarn im Hinterhof unserer Hospedaje beobachten. Wenig gemuetlich, zwischen allerlei Geruempel, wird ein Lamm gegrillt das erst nach Mitternacht gegessen und mit Hochprozentigem begossen wird. 

Neujahrsgruesse aus der Innenstadt Coihaiques in die Heimat. Am Ende der Welt ist die Kontaktaufnahme oft schwierig. 

Im neuen Jahr treffen wir Nadja, die in Lima mit dem Rad gestartet ist. Gemeinsam werden wir drei sehr schoene Wochen verbringen.
Geteiltes Leid ist halbes Leid! Wir bauen abends unser Moskitonetz auf, um uns vor den Tabanos (Pferdebremsen) zu schuetzen, die im patagonischen Sommer leider auch Hauptsaison haben. Diese Plagegeister koennen einen an heissen Tagen in den Wahnsinn treiben.
 


Bosque Muerta. In dem Fluss stehen sehr viele abgestorbene Baeume. Sie stammen aus dem Jahr 1991, als der Vulkan Hudson ausbrach und ein Bild der Zerstoerung hinterliess. An einigen Stellen waren die Ascheablagerungen mehrere Meter hoch. Entlang der Carretera Austral stoesst man bis zum Lago General Carrera immer wieder auf diese Zerstoerung.


Aussergewoehnlich schoen sind die Waelder auf oft nebligen Bergkuppen, deren Boeden dicht mit Farnen, Flechten und Moosen bedeckt sind.




So wie hier auf dem Weg nach Puerto Rio Tranquillo, schlaengelt sich die Carretera Austral haeufig an Seen entlang. Die Farbschattierungen auf dem Wasser reichen von tuerkis bis gruen und blau, je nach Sonnenstand.


In Puerto Rio Tranquilo, am Westufer des Lago General Carrera, fahren wir mit einem Boot zu den Marmorhoehlen, den Cuevas de Marmol, auch Catedral de Marmol genannt.


Typisch suedpadagonische Kopfbedeckung. Gerrit mit Insektennetz. An heissen Tagen ist man selbst in Bewegung nicht vor diesen Biestern (Pferdebremsen) sicher.

Der Blick auf das noerdliche Eisfeld ist einmalig und entschaedigt fuer die Strapazen durch die fliegenden Plagegeistern. Das Campo de Hielo Norte hat eine Eisflaeche von 4400 Quadratkilometer. Alle Alpengletscher zusammen haben eine Groesse von 3500 Quadratkilomter.

Vor lauter Schauen scheint hier wohl jemand vom rechten Weg abgekommen zu sein.

Der Rio Baker ist der wasserreichste Fluss Chiles. Sein tuerkisblaues Wasser zieht auch zahlreiche Touristen an, die sich fuer Rafting begeistern.  

Guanacos, alte Bekannte aus Bolivien.

Endlich mal wieder eine Stadt zum auffuellen unserer Vorraete. Langsam rollen wir in Cochrane ein und freuen uns darauf am Abend unseren Campingkocher gegen einen Restaurantbesuch einzutauschen.

Man kann nicht oft genug anhalten, um diese Ausblicke zu geniessen.


Mittagspause!

Nahe am Abgrund! Der kleine Punkt in der Mitte des Fotos ist Michel.


Wo es steil bergauf geht, windet sich die Strasse auch immer mal wieder traumhaft bergab. Auch Fliegen kann nicht schoener sein!

Auf der Carretera Austral haben wir nicht eine Flasche Wasser gekauft. An Baechen, Fluessen und den zahlreichen Wasserfaellen direkt am Strassenrand haben wir unsere Wasservorraete aufgefuellt.


Wir haben es geschafft! Ein Wunsch ist in Erfuellung gegangen. Mit unseren Drahteseln erreichen wir das Ende der Carretera Austral. Stolz lassen wir uns zur Feier des Tages gemeinsam ablichten.

Einrollen in Villa O Higgins.



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